Ottheinrich von Pfalz-Neuburg

1502 - 1559

Pfalzgraf bei Rhein und Pfalz-Neuburg, Kurfürst von der Pfalz

Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg und dem frühen Tode ihrer beider Elternteile wurde für Ottheinrich und seinen Bruder die Grafschaft Pfalz-Neuburg geschaffen, die sich aus verstreuten Territorien an der oberen Donau, in der Oberpfalz und in Franken zusammensetzte.
Bis zu ihrer Volljährigkeitserklärung unterstanden sie ihrem Vormund und Onkel Friedrich II. von der Pfalz, ab 1522 regierten sie gemeinsam, bis auf die Jahre zwischen 1535 und 1541, in denen Philipp eine zeitweilige, unselige Landesteilung begehrt hatte.
Von der Kindheit der beiden Brüder ist wenig bekannt, außer, dass sich die Schwester der toten Mutter, Margarethe „Die Landshuter Muhme“ um die beiden Waisenjungen kümmerte.
Ottheinrichs Jugendjahre waren von Sorglosigkeit geprägt. Von 1519 bis 1521 hielt er sich wiederholt am Hof Karls V. auf und reiste neugierig durch Spanien, Burgund und Italien. 1521 unternahm er eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. In den 1520er Jahren lehnte er sich politisch an die Onkel in Heidelberg an, ohne ein eigenes Profil zu entwickeln.
Der Kontakt zu den gleichaltrigen Münchner Verwandten, deren Vorfahren sich nur eine Generation zuvor im blutigen Erbfolgekrieg selbst geschadet hatten, konnte ebenso als entspannt bezeichnet werden. Obenauf heiratete Ottheinrich Susanna von Bayern.
Ab 1534, im Hineinwachsen in seine fürstlichen Aufgaben, entfernte sich Ottheinrich schrittweise vom katholischen Glauben. Aus Rücksicht auf seine geliebte, aber streng katholische Gattin, bekannte er sich erst nach ihrem Tod in 1543 zum Protestantismus.
Aufgrund der erdrückenden Schuldenlast, die vor allem aus der geteilten Landesregierung seines Bruders Philipp stammte, musste Ottheinrich unter Einflussnahme Habsburgs die Regierungsgewalt
auf die Neuburger Landstände übertragen und ins Exil nach Heidelberg gehen.

1546, im Schmalkaldischen Krieg, überzog Karl V. die Stadt Neuburg mit seinem Söldnerheer. Schmach und Plünderungen folgten. Machtlos mußte Ottheinrich die Wiedereinführung des katholischen Glaubens durch kaiserliche Statthalter und der für Pfalz-Neuburg wiederum zuständigen Bischöfe hinnehmen. Erst infolge des Fürstenaufstandes unter Moritz von Sachsen konnte er 1552 nach Neuburg zurückkehren.
Danach vertrat Ottheinrich eine geradlinig-protestantische Reichspolitik. Unnachgiebig ging er gegen altgläubige Relikte in den Kirchen vor, wobei er gleichzeitig für eine bessere Ausbildung der Prediger sorgte. Seine 1543 begonnenen Bemühungen, durch eine leistungsfähige Kirchenverwaltung den Einfluss des Landesherrn auf die Kirche zu verstärken, setzte er ebenso fort. Während der Verhandlungen über die Kaisererhebung König Ferdinands I. quittierte er die früheren habsburgischen Anmaßungen mit einem herausfordernden Auftreten Habsburgs gegenüber.
1556 trat er endlich jenes ‚Wartend Erb‘, wie er die Pfälzer Kurfürstenwürde nannte, an, die ihm schon mit dem Tod seines Onkels Ludwig V. im Jahr 1544 zugestanden hätte.

Aufgrund seiner Kinderlosigkeit ernannte er Wolfgang von Zweibrücken zu seinem Nachfolger in Pfalz-Neuburg. Heidelbergs Kurfürstenwürde hingegen
ging an Friedrich III. von Pfalz-Simmern, der mit Maria, der ältesten Tochter seiner geliebten Susanna aus ihrer ersten Ehe, verheiratet war.

Ottheinrich vertrat als Landesherr in Neuburg und Heidelberg seinen Willen zur Neuausrichtung von Kirche, Verwaltung und nicht zuletzt der Heidelberger Universität durch die Berufung von hervorragenden Gelehrten. Sein großzügiger Lebensstil überforderte zwar seine finanziellen Möglichkeiten, dafür hinterließ er ein reiches kulturelles Erbe. Seine Bauten prägten den Stil der Renaissance nördlich der Alpen, und seine Büchersammlung erlangte Berühmtheit mit der Universitätsbibliothek in Heidelberg. Ottheinrich sah sich als erhabener Fürst, welcher der Lebensfreude der Renaissance Freiraum ließ, doch nicht ohne gewissenhafte Aufgeschlossenheit der Reformation gegenüber. Damit steht er als spannender Charakter, der ihm weit über seinen Tod hinaus eine lebendige Beliebtheit sichert.

Entnommen: Caroline Sesta, GOLDFADENLUG Vom Licht der deutschen Renaissance, Personenverzeichnis A-Z, Seite 538-539 ; Mit Erlaubnis des Spurbuchverlags Baunach – www.spurbuch.de