Das Fürstentum Pfalz-Neuburg

Oberes Tor der Stadt Neuburg an der Donau,
errichtet um 1530 von Pfalzgraf Ottheinrich

Wappen der Stadt Neuburg an der Donau,
verliehen im Jahr 1506 von Pfalzgraf Friedrich
Auf der Suche nach den Wurzeln des Fürstentums Pfalz-Neuburg heißt es, im unaufhaltsamen Lauf der Geschichte um einige Jahrhunderte zurückzugehen. Nämlich nach 1392:
In diesem Jahr zersplitterte das bayerische Haus Wittelsbach, nach der mittlerweile dritten Landesteilung, in vier Herzogtümer:
Bayern-München, Bayern-Straubing, Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut.
Bayern-München war mit seiner Residenzstadt der gewichtigste Landesteil.
Bayern-Straubing sollte bereits im 15. Jahrhundert in den anderen Landesteilen wieder aufgehen.
Bayern-Ingolstadt endete 1447 mit dem Tod Ludwigs VII. „Der Gebartete“.
Bayern-Landshut dagegen…
…wurde reich. Sehr reich. Die Tiroler Silberminen mauserten sich zur Schatzkammer der niederbayerischen Herzöge,
was ihnen den Beinamen „Die Reichen“ einbrachte.
So auch Georg „Der Reiche“, der Dritte unter ihnen. Hier stoppe ich ein weiteres Mal den Lauf der Geschichte, um genauer hinsehen zu können. Und zwar am 14. November 1475:
Jener Georg geizte nicht, zu diesem Datum seine Vermählung mit Hedwig, Tochter des polnischen Königs Kasimir IV., prunkvoll auszurichten.
Die legendäre „Landshuter Hochzeit“ dauerte acht Tage an und in den Pfannen von 146 Köchen ließen 285 Schweine, 333 ungarische Ochsen, 1.130 Schafe, 11.000 Gänse, 40.000 Hühner und 7 Tonnen Heringe ihr Leben…
Indes – Georg von Bayern-Landshut sollte der letzte jener reichen Herzöge werden. Hedwig schenkte ihrem Gatten mehrere Kinder, aber nur zwei Töchter, Elisabeth und Margarete, erreichten das Erwachsenenalter. Nach dem Wittelsbacher Hausvertrag aus dem Jahre 1329 wäre das Erbe Georgs wegen des Aussterbens der männlichen Landshuter Linie an Bayern-München übergegangen.
Georg aber meinte, dies mit einem Testament und der Verheiratung Elisabeths mit Ruprecht von der Pfalz im Jahr 1499 abwenden zu können. Obenauf adoptierte er seinen Schwiegersohn im Herbst 1503, kurz vor seinem Tod am 01. Dezember 1503… was den unbändigen Zorn der Münchener Wittelsbacher schürte und 1504 den „Landshuter Erbfolgekrieg“ auslöste.
Elisabeth und Ruprecht, unter des Kaisers Reichsacht, verloren in 1504 ihr Leben. Das Eingreifen Kaiser Maximilians I. von Habsburg beendete den zum blutigen Krieg ausgearteten Familienzwist zu folgendem Datum, das ich wiederum detaillierter erläutere.
Es ist der 30. Juli 1505:
Als sprichwörtlich lachender Dritter nutzte Kaiser Maximilian I. den Hauskrieg der Wittelsbacher und griff sich mit dem „Kölner Schiedsspruch“ die ergiebigen Tiroler Silberminen zur Finanzierung des Aufstiegs seines Hauses Habsburg.
Bayern-München wurde das verbleibende Herzogtum Bayern-Landshut zugesprochen…
…und für die beiden kleinen Söhne Ruprechts & Elisabeths
Ottheinrich (*10. April 1502) und Philipp (*12. November 1503)
wurde ein Flickenteppich an Gebieten zusammengeschustert:
Jenes Fürstentum „Pfalz-Neuburg“, auch die „Junge Pfalz“ genannt, war -um mit den Worten des Freiherrn Alexander von Reitzenstein zu sprechen- ein „Stückwerk aus Gütern, Gülten und Rechten„. Geografisch nicht einmal zusammenhängend, lag die Hauptmasse mit Neuburg und Lauingen an der Oberen Donau im bayerisch-schwäbischen Grenzgürtel. Weitere Territorien befanden sich in der Oberpfalz mit Hilpoltstein, Sulzbach und Burglengenfeld.
Die „Junge Pfalz“ war ein weiterer bunter Klecks auf der kunterbunten Landkarte des damaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Aber dieser „Klecks“ sollte sich zu einer unvergleichlich fruchtbaren Kulturzelle entwickeln. Den Hauptanteil daran verdankt die zauberhafte Residenzstadt Neuburg an der Donau dem Enkel jenes Georg „Des Reichen“: Ottheinrich von Pfalz-Neuburg.
Auch heute noch ist der geliebte Fürst und spätere Kurfürst von der Pfalz („Ottheinrichsbau“) in aller Munde und seine Epoche, die Epoche der deutschen Renaissance, feiert man mit einem Großevent – dem Neuburger Schloßfest:
Alle zwei Jahre (so auch in 2023!) strömen zwischen Ende Juni/Anfang Juli an die 100.000 Besucher nach Neuburg, um das Wiedererwachen der „Renaissance an der Donau“ mitzuerleben…