Ferdinand I. von Habsburg

1503 - 1564

Erzherzog von Österreich

Römisch-Deutscher König und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs

Ferdinand war der zweite Sohn des Erzherzogs Philipp von Österreich und seiner Frau Johanna der Wahnsinnigen. Seine Jugend verlebte er in Spanien, umgeben von einem spanischen Hofstaat, erzogen und unterrichtet von spanischen Lehrern. Der spanische Großvater sah in ihm sein Ebenbild und liebte ihn. Karl, der in Gent geborene größere Bruder, weilte in den Niederlanden, wo er für die Nachfolge in diesen Erblanden erzogen wurde.
Zu dieser Zeit herrschte Einigkeit, dass die deutschen Lande des Großvaters, Kaiser Maximilians I., mit der gesamten Masse von Besitzungen und Erwerbungen der Vorfahren in Spanien, Italien und jenseits der Meere auf das Brüderpaar gemeinsam übergehen musste. Nur über die Verteilung des unermesslich großen Gebiets war man uneins. Kaiser Maximilian I. entschied zugunsten Karls und Ferdinand wurde mit den fünf österreichischen Herzogtümern abgefunden.
Einen ausschlaggebenden Grund hierfür lieferte Ferdinand selbst, da er 1516 öffentlich kundtat, Anna, die Tochter des Königs von Böhmen und Ungarn, ehelichen zu wollen. 1521 feierte er die Hochzeit und bekam zur Abrundung seiner Besitzungen das nunmehr habsburgische Württemberg zuerkannt, das Herzog Ulrich entrissen worden war.
Vom Gefühl fürstlicher Souveränität erfüllt, trat Ferdinand seine Regierung an. Anfangs war er in seinem Reich unbekannt, auch der deutschen Sprache unkundig. Aber mit Umsicht und Energie erwarb er sich zügig Ansehen und Achtung. Dennoch blieb er über viele Jahre lediglich Sprachrohr und Handlanger des großen, kaiserlichen Bruders. Aus dessen Sicht war es Ferdinands Aufgabe, bei den deutschen Reichstagen die kaiserliche Politik, nicht zuletzt die Kirchenpolitik, zu vertreten.
Ferdinand fügte sich, auch hinsichtlich der gegen Frankreich geführten Waffen. In voller Eintracht zeigte er  sich dem großen Bruder, ohne dass er diese für seine Lande hätte erwidert bekommen. Bis zum Jahr 1526, in dem der große Angriff des Sultans Suleiman erschütterte:

Ferdinands Schwiegervater, König Ludwig II. von Böhmen und Ungarn, fiel in der  Schlacht am 29. August. Ungarn lag offen, zwei Throne waren unbesetzt. Entgegen der Bewerbung des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. krönte man wenige Monate später Ferdinand zum böhmischen König.
In Ungarn jedoch versuchte sich die national-ungarische Partei zu behaupten. Erst mit Waffengewalt setzte Ferdinand sich durch und dafür handelte er sich die Pflicht ein, sich fortan gegen Sultan Suleimans Angriffe wehren zu müssen. 1529 zogen die Türken bis vor Wien, erst nach drei Wochen Belagerung wurden sie zurückgedrängt.
Trotzdem blieb Ferdinand von der allgemeinen Politik seines großen Bruders abhängig. Er war das gefügige Organ, durch das Karl V. mit den deutschen Fürsten, Ständen und Theologen im Konflikt der gespaltenen Religion verhandelte.
Aus diesen Umständen, denen in Österreich und denen im Deutschen Reich, erwuchs in ihm das Bedürfnis, eine vom kaiserlichen Bruder abweichende Politik zu vertreten. Immer dringlicher trat Ferdinand für die Herstellung und Erhaltung des Friedens ein. Auch wenn er sich Karl V. noch fügte, so war der Zusammenstoß der Gegensätze nur noch hinausgeschoben.
Rückschläge manifestierten Ferdinands abdriftende Haltung. Württemberg wurde von protestantischer Seite zurückerobert, der Türkenfriede war nicht von langer Dauer und der französisch-kaiserliche Krieg hemmte. Ferdinand musste sich glücklich preisen, wenigstens einen fünfjährigen Waffenstillstand von den Osmanen erhandelt zu haben.
Der Schmalkaldische Krieg 1546/47 und auch die Durchsetzung des Augsburger Reichstagsabschieds von 1548, der die deutschen Fürsten erniedrigte, sahen Ferdinand noch an der Seite des Bruders. Aber der Fürstenaufstand 1552, neben Karls V. Absichten, seinen Sohn Philipp als Nachfolger zu etablieren, brachten die endgültige Wende.
Ferdinand traf mit Moritz von Sachsen eine Geheimabsprache, die Stillstand bescherte. Von diesem aus konnte im Sommer 1552 der Passauer Vertrag
geschlossen werden, der zum Augsburger Religionsfrieden 1555 führte. Karl V. zog sich daraufhin zurück und überließ Ferdinand die Verantwortung.

Ferdinand war arbeitsam, voller guter Auffassung und Einsicht. Seine Lebensgewohnheiten galten als einfach, wobei er bei vorkommender Gelegenheit nicht verschmähte, Würde und Pracht zu repräsentieren.
Mit seiner jung geehelichten Frau Anna führte er eine über 25 Jahre andauernde glückliche und von Treue gekennzeichnete Ehe, die mit fünfzehn Kindern gesegnet war. Nach Annas Tod im Jahr 1547 lehnte Ferdinand jeden Gedanken an eine Wiederverheiratung ab.
Sein ältester Sohn Maximilian II. trat 1564 die Nachfolge jenes Herrschers an, der sich aus dem Nationalspanier seiner Jugend zu einem für die deutschen Ideen und Bedürfnisse zugänglichen Monarchen entwickelt hatte.

Entnommen: Caroline Sesta, GOLDFADENLUG Vom Licht der deutschen Renaissance, Personenverzeichnis A-Z, Seite 519-521 ; Mit Erlaubnis des Spurbuchverlags Baunach – www.spurbuch.de